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2023-03-08 14:29:54 By : Mr. Steven Lin

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In dem Waffenarsenal fanden die Beamten auch verschiedene Kalaschnikows. (Symbolbild)

In dem Waffenarsenal fanden die Beamten auch verschiedene Kalaschnikows. (Symbolbild)

In Nürnberg muss sich seit Donnerstag ein 75 Jahre alter Mann vor Gericht verantworten, weil er sich über einen längeren Zeitraum hinweg ein illegales Waffenlager angelegt haben soll, darunter Sturmgewehre, Pistolen und Tausende Schuss Munition.

Als der 75-jährige Angeklagte den Gerichtssaal am Landgericht Nürnberg-Fürth betritt, wirkt er nicht wie ein fanatischer Waffennarr. Eher wie ein alter Mann, der mit der aktuellen Situation überfordert ist. Immer wieder blickt er sich nervös um und scannt den Raum. Zu Beginn der Verhandlung lässt er seinen Verteidiger erklären, dass er die ihm vorgeworfenen Taten einräumt, die in seiner Wohnung gefundenen Waffen und sämtliches Zubehör gehörten ihm. Er sei sich dessen bewusst gewesen, dass er keine Erlaubnis für das Waffenarsenal hatte. Die meisten Waffen waren laut einem Gutachter funktionstüchtig, sprich schussfähig.

Die Wohnung des Nürnberger Rentners sollte im Mai 2022 geräumt werden. Nach nur wenigen Minuten stieß die Gerichtsvollzieherin damals in einem Schrank auf die ersten Waffen. Schnell war ihr klar, so berichtet sie vor Gericht, dass es sich um einen Fall für die Polizei handelte. Diese durchsuchte daraufhin die Wohnung.

So einen Fall gebe es nicht alle Tage, sagt einer der damals anwesenden Beamten bei seiner Zeugenaussage vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth. In Kleinstarbeit mussten die Polizisten jedes Gewehr, jede Pistole, jede Patrone und vieles mehr protokollieren. Mehrere Tausend Schuss waren in Kartons, Creme-Dosen und Rucksäcken verwahrt. Unter dem provisorischen Bett des Angeklagten war ein Sturmgewehr versteckt. Bei seiner Festnahme hatte er laut den Ermittlern eine Pistole und Munition bei sich.

In der Erklärung des 75-Jährigen spricht sein Verteidiger von einer großen Sammelleidenschaft, die bereits seit Jahrzehnten bestehe. Da der Mann kaum soziale Kontakte gehabt habe, sei die Pflege der Waffen seine Hauptbeschäftigung gewesen. Er habe in einer Blase gelebt. Ein politisches Motiv habe er nicht gehabt. Der Verteidiger betonte in seinem Statement, sein Mandant habe niemandem schaden wollen, habe selbst gemerkt, dass seine Passion für Waffen überhandgenommen habe und die Sammlung zu groß geworden sei.

Viele der Waffen und zudem auch Nazi-Devotionalien aus dem 2. Weltkrieg, habe der Rentner in der Vergangenheit auf Messen oder über diverse Magazine erstanden, ließ der Angeklagte weiter erklären. Allerdings erkläre das nicht, so die Vorsitzende Richterin, wie man beispielsweise zu einem Sturmgewehr AK47 kommt. Ihre Nachfrage, woher die Kalaschnikows stammten – insgesamt wurden vier Stück verschiedenen Typs gefunden – lässt der Angeklagte unbeantwortet. Einem Gutachter zufolge könnten die Sturmgewehre zum Teil aus Osteuropa stammen.

Ob Gefahr von dem 75 Jahre alten Waffensammler ausgehe, konnte ein psychiatrischer Gutachter nicht sagen. Es sei nicht ausgeschlossen, da der Mann zu Impulsivität neige, allerdings habe er in der Vergangenheit keine Neigung zu Gewalttaten gezeigt. Allerdings habe es schon immer gewisse soziale Auffälligkeiten gegeben. Zudem fühle sich der Angeklagte vom Staat ungerecht behandelt, hege eine gewisse Skepsis gegenüber staatlichen Institutionen. Doch das ist nicht strafbar.

Ganz im Gegenteil zum Besitz von Kriegswaffen. So muss der Nürnberger Rentner unter anderem wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz mit mehreren Jahren Haft rechnen. Die Beweisaufnahme wurde am Donnerstag bereits abgeschlossen. Der kommende Verhandlungstag ist für den 07. März angesetzt. Ein Urteil soll spätestens am 13. März fallen.

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